Medicopter 117 - Jedes Leben zählt
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.

Storys

4 verfasser

Nach unten

Storys Empty Storys

Beitrag  ina-medi117 Di Jun 29, 2010 9:04 pm

Hier könnt ihr eure Medi117 - Storys nieder lassen... Monatlich gibt es jeweils eine "Best Story"... vielleicht gibts sogar ne Kleinigkeit vom Webmaster.... Very Happy

Also, ran an die Tasten... Laughing

Liebe Grüße Ina.
ina-medi117
ina-medi117
Stützpunktleiter Admin

Anzahl der Beiträge : 199
Anmeldedatum : 15.11.09
Alter : 39

https://medi117.forumieren.de

Nach oben Nach unten

Storys Empty Re: Storys

Beitrag  MediFanJanina Di Jun 29, 2010 9:13 pm

Very Happy Very Happy cheers cheers
MediFanJanina
MediFanJanina
Notarzt/in

Anzahl der Beiträge : 35
Anmeldedatum : 09.05.10
Alter : 26
Ort : Berlin

http://eurovisionsongcontest2011.npage.de/

Nach oben Nach unten

Storys Empty Medi Story : Tie in deinem Herzen bin ich immer bei dir

Beitrag  Medical Mi Jul 28, 2010 3:23 pm

Hallo Leute diese Story habe ich irgendwann mal gefunden und möchte sie bei mir nicht verstauben lassen :-)

Tief in deinem Herzen bin ich immer bei dir



Es war ein wunderschöner strahlender Morgen und die ganze Crew war auf der Basis versammelt. Thomas, Michael und Peter hatten Nachtschicht gehabt und hofften inständig, dass die letzte halbe Stunde Dienst ohne jeglichen Einsatz von statten ging. Karin, Ralf und Biggi hatten frische Brötchen besorgt. Jetzt saßen sie alle in der Sonne vor dem Hangar und ließen es sich schmecken. „So läßt es sich leben!“ meinte Thomas mit vollem Mund und goß sich Kaffee nach. „Thomas braucht nur was zu essen und schon ist er glücklich!“ Grinste Michael als er bemerkte, wie Thomas nach dem dritten Brötchen griff. „Pilot sein ist harte Arbeit, da brauche ich meine Kalorien. Vor allen Dingen wenn ich mit dir arbeite, Michael!“ Konterte Thomas. Biggi wandte sich lächelnd an Karin. „Wie hältst du das eigentlich mit denen aus?“ Karin zuckte nur mit den Schultern. „Das frage ich mich auch manchmal.“ Michael drehte sich zu seiner Freundin und gab ihr einen Kuß. „Sind wir so schlimm!“ Karin nickte und tat als ob sie tierisch gestreßt wäre. „Schau sie dir an!“ sagte Ralf zu Thomas und schaute sich das Liebespärchen der Basis über den Rand seiner Sonnenbrille an. Biggi bemerkte, dass Thomas mit traurigem Blick beobachtete wie Michael und Karin gar nicht mehr voneinander loskamen. Seit Veras Tod lebte er mit den Kindern bei Michael und sie hatten eine glückliche Männer-WG. Seitdem Karin zu Michael gezogen war, hatten sie zwar noch mehr Spaß, aber manchmal fühlte sich Thomas ein bißchen ausgeschlossen. Er hatte oft mit Biggi darüber geredet, dass ihm die richtige Frau fehlte und dass er sich langsam wieder nach einer Beziehung sehnte. Biggi konnte es gut verstehen, denn sie war selber Single. Zwar war sie glücklich aber manchmal fehlte halt eine starke Schulter zum anlehnen. So verbrachten Biggi und Thomas privat auch sehr viel Zeit miteinander, da sie sich blind verstanden und über alles reden konnten. „Und? Was habt ihr heute so vor? Ich meine schließlich muß man so einen unerwarteten freien Tag ausnutzen.“ fragte Ralf und Biggi wurde etwas aus ihren Gedanken gerissen. Sie zuckte mit den Schultern. „Weiß noch nicht.“ „Also wir fahren in das neue Abenteuermuseum. Das wird doch heute eingeweiht. Da haben sie zum Beispiel einen alten Goldgräberstollen weiter ausgesprengt und darin eine Geisterbahn gemacht. Und es gibt noch andere Sachen zum bestaunen. Die Kiddis finden das bestimmt klasse.“ Sagte Michael begeistert und legte einen Arm um Karin. „Willst du nicht auch mitkommen!“ fragte Thomas Biggi und sah sie hoffnungsvoll an. „Och. Warum eigentlich nicht! Wann soll es losgehen?“ „Die Drei haben um 12h Schulschluß! Sollen wir dich dann abholen?“ fragte Michael und Biggi nickte. Nachdem das geklärt war, saßen sie noch einen Augenblick zusammen und dann fuhr jeder nachhause.

Thomas und Michael hatten verabredet, dass sie mit dem Bulli fahren wollten. Schließlich waren sie sieben Leute und die sollten erstmal transportiert werden. Als erstes fuhren sie zur Schule und luden Lisa, Laura und Dirk ein, die bereits voller Vorfreude warteten. Biggi hatte sich währenddessen zuhause umgezogen. Man wußte ja nie was einen erwartete. Vielleicht würde man bei so einer Gelegenheit den Traummann schlechthin treffen und dann sollte man auch gut aussehen. Es war kurz vor halb eins als Thomas vor Biggis Wohnung vorfuhr. Lisa sprang aus dem Auto und klingelte. Keine Minute später tauchte Biggi aus und ging zum Auto. „Hey, Biggi. Du hast dich ja richtig hübsch gemacht.“ meinte Karin als ihre Kollegin sich auf den Beifahrersitz setzte. „Man weiß ja nie.“ grinste die und schnallte sich an. Thomas setzte den Wagen in Bewegung und zusammen fuhren sie zu dem neuen Museum. Schon von weitem konnte man erkennen, dass der Laden anscheinend ziemlich voll war. Die Kinder und Erwachsenen drängelten sich aber vorwiegend um die Essenstände und Eisbuden. „Ich habe Hunger.“ hörte man von Thomas, als er einen Stand mit Bratwürstchen sah. Demonstrativ knurrte sein Magen. Biggi schaute Thomas verständnislos an. „Du hast doch heute Morgen drei Brötchen gefuttert. Wie kann man nur schon wieder Hunger haben?“ „Tja. Ich bin halt unersättlich!“ er grinste breit und stieg aus dem Wagen. Lisa, Laura und Dirk waren zu einem großen Plakat gegangen, wo die Attraktionen beschrieben waren. „Ey cool. Die haben hier Freeclimbing und eine Wildwasserbahn.“ freute sich Dirk und zeigte auf ein Symbol auf dem Plan. Laura und Lisa wollten unbedingt zur Mountainbahn und in den Stollen. Michael war überrascht darüber, dass es hier so viele Möglichkeiten gab. „Wir sollten uns erstmal trennen und abchecken was sich lohnt zu machen. Wir schaffen das doch alles nicht.“ Karin stimmte Michael zu. „Ich kann ja mit Lisa und Laura zur Wildwasserbahn gehen.“ Sagte Dirk und Lisa nickte begeistert. „Einverstanden!“ sagte Thomas. Sie wollten sich in einer Stunde am Eisstand wiedertreffen. „Ja.“ sagte Laura und schon waren die Drei im Gedränge verschwunden. „Thomas und ich können ja mal gucken was in dem Stollen so abgeht und ihr seht euch mal Cinedrom an?“ fragte Biggi in die Runde. „So machen wir es!“ stimmte Karin zu. Sie packte Michael an der Hand und gemeinsam schlenderten sie den Weg entlang. „Da bin ich ja mal gespannt, ob sich dieses Ding da lohnt. Gemeinsam gingen sie zu einem großen Loch, welches in den Berg gelassen wurde. Einige Leute standen davor und schauten interessiert in die Höhle. Auf einem Kassenhäuschen stand, dass man in Zweiergruppen mit jeweils fünf Minuten Abstand in den Berg gelassen wurde. Man sollte einfach den leuchtenden Markierungen folgen. „Hört sich doch witzig an,“ meinte Biggi und hakte sich bei Thomas unter. Dann stellten sie sich in die Schlange und warteten bis sie an der Reihe waren. Als sie am Kartenhäuschen ankamen, sahen sie, dass alles computerüberwacht war und die Betreiber immer wußten wo die Gäste sich im Stollen befanden. „Das ist ja sicherer als Fort Knox.“ grinste Thomas und schaute beeindruckt auf die Bildschirme. „Zwei Erwachsene?“ fragte die junge Frau am Schalter. Biggi nickte und Thomas bezahlte den Eintritt. Dann gingen sie zielstrebig in den Stollen hinein. Das Abenteuer begann mit einer großen Halle von der sich ein schmaler schwach beleuchteter Gang abzweigte. Biggi hakte sich bei Thomas unter und langsam tasteten sie sich vor. „Ihhhh!“ Biggi schrie auf, als sie mit der Hand etwas feuchtes berührte. „Seit wann hast du vor nassen Tüchern Angst!“ Obwohl Biggi seinen Gesichtsausdruck nicht sehen konnte, wußte sie, dass er grinste. Sie hatte sich aber auch wirklich vor den Tücher die von der Stollendecke hingen erschrocken. Plötzlich stolperte Thomas und fiel beinahe auf die Klappe. Im schwachen Licht erkannten sie, dass auf dem Boden einige Schaumstoffmatten lagen. „Die haben sich ja richtig Mühe gegeben.“ Thomas und Biggi tasteten sich langsam weiter vor.

Währenddessen standen Karin und Michael vor dem Stollen und beobachteten die Menschenscharen, die sich vor dem Eingang drängten. „Gott sei Dank sind Thomas und Biggi schon da drin. Sonst würde es ja ewig dauern bis die dran kommen.“ „So haben wir noch ein bißchen Zeit für uns!“ Michael wollte seiner Karin einen Kuß geben, als eine Explosion den Boden erzittern ließ und eine Rauch- und Staubwolke aus dem Stollen drang. Karin hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und starrte auf die Menschen die in Panik vor der Staubwolke wegrannten. Nachdem sie sich etwas gefasst hatte rannte sie hinter Michael her, der geistesgegenwärtig zum Kartenhäuschen gerannt war. „ Dr. Lüdwitz. Was um Himmelswillen ist hier passiert?“ Die junge Frau starrte ihn nur fassungslos an und sagte immer wieder. „Er ist explodiert, er ist explodiert.“ Michael schaute auf die Monitore und Anzeigetafeln. Darauf stand verzeichnet, dass sich zu dem Zeitpunkt an der Explosionsstelle zwei Personen aufhielten. „Biggi und Thomas sind da drin!“ sagte er zu Karin. „Oh mein Gott!“ ein dicker älterer Mann kam in die Schaltzentrale gerannt. Karin und Michael gaben sich als Ärzte zu erkennen. „Es muß wohl eine Sprengladung im Berg vergessen worden sein!“ sagte der Mann sichtlich nervös. „Waaaas! Was ist das hier für ein Sauhaufen! Wenn meinen Kollegen dadrin irgend etwas passiert ist, dann mache ich sie dafür verantwortlich!“ Michael war so wütend, er wäre dem Typen beinahe an den Hals gesprungen. „Ich habe bereits die Feuerwehr alarmiert. Vielleicht funktioniert noch eine von den Kameras und wir können feststellen, wer sich noch im Berg befindet.“ „Das will ich für sie hoffen. Komm Karin. Wir müssen gucken ob es irgendwelche Verletzten gibt.“ Sie verließen das Häuschen und trafen vor der Tür auf die Kinder. Als Lisa den besorgten Gesichtsausdruck von Michael sah, liefen ihr Tränen über das Gesicht. „Da ist doch nicht Papa drin, oder?“ „Doch! Aber ihnen ist bestimmt nichts passiert!“ Versuchte Karin die beiden Mädchen zu trösten.

Biggi öffnete mühsam ihre Augen. Ihr brummte der Schädel und sie mußte sich erstmal orientieren. Was war den nur passiert? Vorsichtig bewegte sie ihre Extremitäten. Anscheinend war sie nicht schlimmer verletzt. Sie versuchte in der staubigen Luft etwas zu erkennen. Benommen fasste sie sich an den Kopf und bemerkte jetzt erst, dass sie blutete. Sonst schien alles in Ordnung zu sein. Das letzte woran sie sich erinnern konnte, war ein ohrenbetäubender Knall und eine enorme Druckwelle. „Ich möchte wissen was uns hier von den Beinen geholt hat.“ fragte sie sich. Plötzlich zuckte sie erschrocken zusammen und es lief ihr eiskalt den Rücken runter. Mein Gott. Wo war Thomas? Er war doch eben noch neben ihr. „Thomas?“ Sie sah sich um, doch sie konnte kaum einen Meter weit sehen. Vorsichtig richtete sie sich auf und tastete mit den Händen ihre Umgebung ab. Nichts. „Thoomaaaasss!“ Panik kroch in ihr hoch. Sie kroch über die Trümmer und tastete mit ihren Händen über den Boden. Nur harte Steine, Staub und.. moment! Ihre Hand berührte etwas Weiches. Sie kniff ihre Augen zusammen und beugte sich nach vorne um etwas zu erkennen. „Oh nein! Oh neiiinn! Neiiiiiinnn!“ Panisch räumte sie den Schutt und die Steine beiseite unter denen Thomas begraben lag. Sie konnte nicht erkennen, was mit ihm war. Vorsichtig fühlte sie seinen Puls. Gott sei Dank war er noch vorhanden, wenn auch sehr schwach. „Thomas? Kannst du mich hören?“ Er stöhnte leise „Biggi?“ Seine Stimme war kaum hörbar. Biggi atmete auf. „Biggi? Was ist passiert?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht…. Hast du Schmerzen?“ Fragte sie besorgt und beugte sich ganz nah zu Thomas, damit sie sein flüstern hören konnte. „Ich bin so müde!“ Biggi zuckte zusammen. Sagten das nicht immer Patient die kurz vor einem Zusammenbruch standen. „Hey! Du mußt wach bleiben. Karin und Michael suchen uns bestimmt schon. Schlaf mir jetzt bloß nicht ein, okay!“ „Okay!“ Biggi schloß für einen kurzen Moment die Augen und überlegte krampfhaft wie sie sich bemerkbar machen konnten. „Thomas! Dein Handy? Hast du es bei dir?“ „In,..in meiner Jackentasche.“ Biggi wühlte sich mit ihren Händen durch den Staub zu seiner Jackentasche. Dort stießen sie auf etwas feuchtes, warmes. Biggi brauchte kein Licht um zu wissen, dass es Blut war. Thomas‘ Blut. Nach einer Ewigkeit fand sie endlich das Handy. „Hoffentlich funktioniert es und wir haben Empfang!“ Eigentlich wußte sie, dass die Stollenmauern viel zu dick für Handywellen waren. Mit zitternden Fingern stellte sie das Handy an. Ein blaues Display leuchtete auf. „Mein Gott! Es funktioniert. Wir haben Empfang!“ Es war unmöglich aber sie hatten wirklich Empfang.

Michael stand vor den Monitoren und suchte die Bilder nach etwas erkennbarem ab, als sein Handy klingelte. Er mußte zweimal auf die Nummer des Displays gucken. „Thomas?“ Sagte er zweifelnd zu sich. Er drückte den Sprechknopf. „Lüdwitz!“ „Michael? Ich bin es, Biggi!“

Michael atmete hörbar auf. „Biggi. Ist alles in Ordnung bei euch?“ „Thomas ist verletzt. Ihr müßt uns hier rausholen. Bitte!“ Biggis Stimme klang verzweifelt. Michael versuchte sie zu beruhigen. "Biggi. Weißt du wo ihr seit?“ „Es ist alles so dunkel. Da hing ein Skelett an der Wand und ein Nebenstollen ging vom Hauptweg ab. Der war gesperrt. Mehr weiß ich nicht!“

Michael schaute den Besitzer an. Er nickte und reckte den Daumen. Anscheinend wußte er wo die Zwei sich befanden. „Okay. Biggi wir holen euch raus. Wie geht es Thomas?“ „Nicht gut! Er blutet und ist unter einigen Steinen eingeschlossen. Momentan ist er aber noch bei Bewußtsein.“ „Das soll auch so bleiben. Du mußt ihn unbedingt wach halten. Hörst du. Er darf nicht einschlafen.“ Aus langjähriger Erfahrung heraus wußte Michael, dass Thomas wahrscheinlich innere Verletzungen hatte. Würde er einschlafen, hätte er fast keine Chance mehr. „Okay, Michael. Bitte beeilt euch!“ Biggi legte auf und Michael sah zu Karin, die gerade in den Raum gekommen war. Der Besitzer hatte eine Karte auf dem Tisch ausgebreitet. Dort war das Stollensystem aufgezeichnet. „Sie befinden sich in etwas hier!“ Er zeichnete mit einem roten Stift ein Kreuz auf die Karte. „Mein Gott. Das ist ja mitten im Berg. Das dauert ewig bis wir da hinkommen.“ Karin schaute entsetzt auf die Linien und Striche auf dem Papier. „Es gibt allerdings noch eine andere Möglichkeit.“ „Und die wäre?“ Fragte Michael sichtlich nervös. „Es gibt mehrere Verbindungsstollen zwischen den Hauptwegen. Wenn der Berg bis hierher unversehrt ist, könnten wir durch diesen etwas einsvierzig breiten Stollen zu der Position gelangen an der ihre Kollegen sind. Zumindest wäre der Weg erheblich kürzer, als sich durch den Berg zu graben.“ Michael und Karin schauten sich an. „Versuchen wir es.“ „Haben sie irgendeine Notfallausrüstung hier?“ Der Chef nickte. „Wir haben eine Sanitasche hier.“ Michael nickte. „Okay. Das muß reichen. Dann man los!“

Biggi hatte sich ihren Pullover ausgezogen und ihn unter Thomas‘ Kopf geschoben. Jetzt hieß es warten und hoffen, dass Michael und Karin sie rechtzeitig finden würden. Sie hatte sich neben Thomas gesetzt und streichelte ihm sanft durch die Haare. „Bei unserem nächsten Ausflug gehen wir einfach in den Wald und picknicken. Okay?“ sagte Thomas leise. Biggi fühlte, dass er sie ansah. „Machen wir.“ Sie hoffte inständig, dass es einen nächsten Ausflug geben würde. Langsam mußte sie sich eingestehen, dass sie Thomas viel zu sehr mochte. Sie liebte ihn und sie wollte nicht, dass er stirbt. „Thomas!“ Er gab keine Antwort. „Thomas?“ „Ich, ich bin wach!“ Sagte er schwach. „Alles okay!“ „Du mußt durchhalten. Michael und Karin sind schon auf dem Weg. Sie haben uns bestimmt bald gefunden.“ „Ich werde es versuchen. Einverstanden?“ „Mmh!“ Biggi schaute sich um und versuchte etwas zu erkennen. Doch alles war kohlrabenschwarz. Müde lehnte sie sich an die Stollenwand und versuchte durchzuatmen, doch die Luft war erfüllt von Staubpartikeln und es wurde immer stickiger und wärmer. Panik kroch in ihr hoch. Sollte so ihr Grab aussehen? Erstickt unter Tonnen von Kalkstein. Super. Sie würde lieber mit einem Heli abstürzen, als so etwas. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und wischte sich die ersten Schweißperlen weg. „Biggi?“ Trotz der Totenstille die hier herrschte konnte sie Thomas kaum verstehen. Sie beugte sich mit dem Gesicht runter, so dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten. „Ich muß dir etwas gestehen.“ flüsterte er. „Was denn? Hast du etwa von der Schokolade in meiner Schreibtischschublade genascht!“ Thomas’ Lachen hörte sich wie ein krampfhafter Huster an. „Schlimmer! Ich habe mich verliebt. Du solltest das wissen, bevor ich hier vielleicht den Löffel abgebe.“ Biggi hatte das Gefühl, als würde ihr ein Messer ins Herz gerammt werden. Thomas, verliebt. Also brauchte sie sich keine Hoffnungen mehr zu machen. „Ach so. Wer ist denn die Glückliche?“ Sie versuchte nicht ihre Enttäuschung zu verbergen. „Ich weiß nicht, ……ob du sie kennst…. So eine kleine,…….. rotzfreche……… Pilotin aus Traunstein.“ Biggi zuckte zusammen. Hatte sie richtig gehört. „Moment. Sag das noch mal!“ Es blieb still. „Thomas? Thomaaas!“ Doch er antwortete nicht. Biggi fühlte seinen Puls. Sie konnte ihn kaum noch tasten. „Nein. Nicht jetzt. Bitte nicht jetzt! Mein Gott, Thomas!“ Tränen stiegen ihr in die Augen und sie brach über seinem Körper zusammen.

Karin und Michael kämpften sich durch die schmale Öffnung im Felsen. Es war gerade soviel Platz, dass sie quer hindurch passten. „Da vorne ist der Verbindungsschacht.“ Rief Michael der voran gegangen war. „Kannst etwas erkennen?“ Es ist Platz, aber wir müssen den Schacht frei räumen!“ Karin verdrehte die Augen. Wenn etwas schief läuft, dann aber auch alles. Nach dem sie den schmalen Spalt hinter sich gelassen hatten, kamen sie zu einer Art „Platz“. Nicht sonderlich breit, aber sie konnten nebeneinander stehen und hatten Bewegungsfreiheit. „Wenn sie verletzt sein sollten, wie sollen wir sie hier raus bekommen?“ Fragte Karin und schaute auf den Spalt durch den sie gerade gekrochen waren. „Darüber mache ich mir Gedanken wenn wir sie gefunden haben!“ Er war schon dabei Steine und Schutt beiseite zu räumen. Wenn Thomas wirklich verletzt war, dann mußten sie sich beeilen. Gut zehn Minuten später hatten sie einen kleinen Hohlraum erreicht. Karin leuchtet mit einer Taschenlampe zwischen den Steinen hindurch.

Biggi zuckte zusammen. Sie hatte das Gefühl, als hätte irgendwas ihr Gesicht gestreift. Verwirrt öffnete sie die Augen und schaute in das grelle Licht einer Taschenlampe. „Wa….was, Karin?“ Karin hatte sich durch die schmale Öffnung gequetscht und hockte im Lichtkegel von Michaels Lampe direkt neben ihr. „Wir holen euch jetzt hier raus.“ Sagte Karin und wollte Biggi mit sich ziehen, doch die wehrte sich mit Händen und Füßen. „Ihr könnt Thomas nicht hier liegen lassen,“ heulte sie. Karin packte sie an den Schultern und schüttelte sie. „Beruhig dich. Wir holen Thomas hier auch raus. Jetzt geh zu Michael!“ Sie wandte sich zu Thomas und räumte die Steine und den Schutt von seinem Körper, während Biggi widerwillig zu Michael kletterte. „Michael! Ich brauche dringen die Ringer. Es sieht nicht gut aus.“ Michael sah, wie Karin seinen Blutdruck maß und eine Wundauflage auf seine Verletzung legte. „Blutdruck 85/55 Puls nicht meßbar. Starker Blutverlust, innere Verletzungen, komatös. Er muß in den nächsten 15 min im OP sein, sonst…“ Sie sprach nicht weiter. Michael wandte sich zu Biggi. „Biggi. Hör mir zu. Du mußt zum Ausgang laufen. Guck auf der Rettungshubschrauber aus Rosenheim schon da ist. Wenn nicht, setzt dich mit ihnen in Verbindung und sag ihnen 5 min. Okay.“ „Aber..“ „Kein aber. Lauf Biggi!“ Biggi drehte sich um und kroch durch die Öffnung zu Ausgang hin. Michael wandte sich zu seiner Freundin. „Wir müssen ihn hier raus tragen. Ich komm rein.“ Michael zwängte sich durch das Loch. Jetzt erst konnte er Thomas richtig erkennen. Für einen Moment zuckte er zusammen. Dann ging er zu seinem Oberkörper und zog ihn aus ihrem beinahe Grab hinaus. Karin nahm seine Füße. Sie legten ihn vor der Öffnung auf den Boden und konnten ihn jetzt erstmal richtig verarzten. Sein großen T-Shirt war von seiner blutenden Wunde durchweicht. Er hatte die Augen geschlossen und eine dicke Schramme über der Stirn. Vorsichtig tastete Karin seinen Körper ab. „Innere Verletzung sind sicher. So bretthart wie der Bauch ist. Fraktur des rechten Beines. Wahrscheinlich Wirbelverletzungen. Beeilen wir uns!“ Michael umfasste Thomas‘ Oberkörper und Karin packte wieder die Beine. Möglichst schnell aber auch möglichst vorsichtig trugen sie ihn durch den Engen Gang. Biggi kam ihnen entgegen gelaufen. „Der Heli ist bereit. Die Kollegen warten schon mit einer Trage!“ Sie schaute entsetzt auf den leblosen Körper von ihren Kumpel. „Was ist mit ihm?“ „Es sieht nicht gut aus,“ sagte Karin. „Michael fliegt mit in die Klinik. Ich bringe die Kinder nach hause und komme dann nach. Du kannst mitfliegen, wenn du willst!“ Biggi nickte nur traurig. Die Kollegen von Rosenheim kamen mit einer Trage entgegen. Michael erklärte ihnen kurz die ersten Diagnosen und dann verluden sie in das Heck des Helis. Biggi kletterte vorne auf den Copilotensitz und schnallte sich an. Immer wieder warf sie einen verzweifelten Blick nach hinten. Dort wo Thomas auf der Trage festgeschnallt war und Michael und die Anderen um sein Leben kämpften. Hatte er es wirklich ernst gemeint? Vorhin im Stollen. Biggi stiegen Tränen in die Augen, die sie sich verstohlen wegwischte. Der Heli flog das Marienkrankenhaus an. Sie waren nur noch etwa eine Minute entfernt, als Biggi hörte wie Michael zu fluchen begann. „Scheiße man. Halt durch.“ „Schnell. Adrenalin.“ rief eine andere Stimme ins Mikro. In Biggi krampfte sich alles zusammen. „Wir verlieren ihn!“ „Wie lange noch?“ „Sind ihm Landeanflug.“ „Mehr Adrenalin!“ „Nullinie!“ Zig Stimmen wirbelten in ihrem Kopf. Alles verschwamm vor ihren Augen und dann wurde es schwarz.

Langsam schlug Biggi die Augen auf. Sie schaute in ein grelles, verschwommenes Deckenlicht. Pieptöne erfüllten denn Raum und es roch eigenartig. „Schön, dass du wieder wach bist.“ sagte eine Frauenstimme. Biggi drehte langsam ihren Kopf zur Seite. Jetzt erkannte sie erst wo sie war. In einem Krankenhaus und Karin saß an ihrem Bett. „Was ist passiert, Karin?“ fragte Biggi leise. „Michael sagte, dass du im Heli zusammengeklappt bist. Wie geht es dir?“ Karin schaute sie besorgt an. „Ich habe solche Kopfschmerzen und ich bin so müde.“ „Dann schlaf noch ein bißchen.“ Biggi wollte die Augen wieder schließen, doch dann schaute sie Karin entsetzt an. „Was ist mit Thomas? Ist er, ich meine hat er überlebt.“ Karin nickte, schaute aber traurig zu Boden. „Sie haben ihn fast zehn Stunden operiert. Er liegt auf der Intensivstation aber sie haben nicht viel Hoffnung. Er ist schon im Stollen in ein Koma gefallen. Und wenn er nicht durch ein Wunder von alleine wach wird, dann….!“ Sie sprach nicht weiter. Biggi stiegen wieder Tränen in die Augen. „Das darf nicht wahr sein. Oh mein Gott!“ Karin strich ihrer Freundin tröstend über die Wange. „Hey. Noch ist nichts verloren. Kopf hoch!“ Karin bemerkte, wie sehr sie sich Sorgen machte. „Was ist los? Habe ich etwas nicht mitbekommen?“ Biggi schluchzte. „Du weißt nicht was im Stollen passiert ist, Karin. Das ist alles so ungerecht.“ Sie drehte sich auf die Seite und schaute die weiße Wand an. „Lass mich bitte alleine.“ flüsterte sie. Wortlos stand Karin auf und verließ das Zimmer. Draußen traf sie auf Michael. Schweigend nahmen sie sich in die Arme und hielten sich fest. „Biggi geht es nicht gut. Ich glaube sie ist verliebt!“ „In Thomas?“ Karin nickte langsam. Michael wollte zu Biggi gehen, doch Karin hielt in fest. „Laß sie. Sie möchte alleine sein.“

Biggi lag in dem Krankenbett und hatte sich die Decke bis zum Kinn gezogen. Es mußte schon weit nach Mitternacht sein. Zu viele Gedanken schossen ihr im Kopf rum und sie fand keinen Schlaf. Was hatte Karin gesagt? Thomas wurde es vielleicht nicht schaffen? Sie mußte zu ihm. Vorsichtig richtete sie sich auf und lauschte in die Dunkelheit. Kein Geräusch war zu hören. Sie tastete nach der Kanüle die in ihrer Hand steckte und zog sie raus. Dann kroch sie aus dem Bett und schlich zur Tür. Sie mußte ungesehen zur Intensivstation kommen. Durch den Türspalt schaute sie auf den Flur. Keine Nachtschwester war zu sehen. Das war ihre Chance. Fast lautlos schlich sie an der Wand entlang, immer bereit in einer Nische Deckung zu suchen. Die Intensivstation lag am anderen Ende des Ganges. Zuerst mußte Biggi durch eine Glastür, vorbei an den Räumen mit der Schutzkleidung und dann durch eine zweite Glastür. Geschafft. Keiner hatte etwas entdeckt. Jetzt hieß es nur noch das Zimmer von Thomas finden. Gott sei Dank waren alle Zimmer mit einer Sichtfront versehen, so konnte sie vorsichtig in jedes Zimmer gucken. Sie fand Thomas am Ende des Ganges. Er lag in einem Einzelzimmer, angeschlossen an tausenden von piependen und surrenden Geräten. Und er war alleine. Leise schlich sich Biggi in das Zimmer und setzte sich neben das Bett. Sie hatte das Gefühl, als würde sich eine kalte Hand um ihr Herz legen und es langsam zudrücken. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, als ob alles vorbei wäre. „Wieso sind wir nur zu diesem Park gefahren.“ flüsterte sie. „Dann wäre das alles nicht passiert!“ Thomas gab ihr keine Antwort. Wie tot lag er in dem weißen Bett. „Ich hätte dir früher sagen sollen, was ich für dich empfinde, Thomas. Dann wäre vielleicht alles anders gelaufen. Was soll ich denn nur ohne dich machen? Sag es mir!“ Tränen liefen über ihr Gesicht und tropften auf die Bettdecke. „Es hat doch alles keinen Sinn mehr. schluchzte sie und rannte aus dem Zimmer den Gang hinunter.

Michael kam aus der Cafeteria und ging wieder in das Zimmer von Thomas. Er hatte sich aus dem Automaten einen Kaffee geholt um wach zu bleiben. Karin lehnte an dem Türrahmen und lächelte ihn an. „Und?“ Michael schüttelte den Kopf. „Es hat sich nichts verändert. Es sieht nicht gut aus.“ Karin legte einen Arm um ihren Freund. „Ich glaube fest daran, dass Thomas es schaffen wird. Er ist doch ein harter Hund.“ Michael lächelte kurz. „Und wie geht es Biggi. Karin zuckte mit den Schultern. „Ich habe sie jetzt erstmal etwas in Ruhe gelassen. Sie wollte mit keinem reden. Ich glaube sie macht sich ziemlich große Sorgen um Thomas. Anscheinend läuft da etwas, was wir noch nicht mitbekommen haben. Aber ich schaue noch mal bei ihr vorbei.“ Michael nickte. „Ich bleibe hier.“ Er ging zum Bett von Thomas und setzte sich auf den Platz, wo Biggi vor Augenblicken gesessen hatte. Karin ging den Gang hinunter auf die Station auf der ihre Freundin lag. Es war still auf dem Flur und die Beleuchtung war gedämpft. Wahrscheinlich würde Biggi etwas schlafen. Karin drückte langsam die Türklinke runter und betrat das Zimmer. Erst konnte sie nichts erkennen. Doch dann. Entsetzt schlug sie die Hand vor den Mund und schaute auf das leere Bett. Biggi war verschwunden.

Kalter Wind blies ihr ins Gesicht, zerrte an ihrem dünnen Sommerkleid und ließ sie erzittern. Langsam stolperte sie über das Krankenhausdach und ließ ihren tränenverschleierten Blick über die Lichter der angrenzenden Häuser wandern. Eigentlich war es ein romantischer Anblick. Die funkelnden Lichter der Stadt, die Sterne die am Himmel standen. Eine tolle Aussicht vom Dach eines Hochhauses. Doch Biggi stand nicht der Sinn nach Romantik. Stur ging sie immer weiter auf den Rand des Daches zu.

Karin rannte über den Flur. Wo steckte Biggi? Ist ihr etwas passiert? Was hatte sie vor? Karin ärgerte sich, dass sie sie allein gelassen hatte. Biggi stand unter Schock und war verletzt. Solche Patienten waren zu allem fähig, weil sie nicht realisierten, was sie taten.

Michael starrte abwesend auf die Kaffeetasse in seiner Hand, als Karin vollkommen ausser Puste in das Zimmer gerannt kam. „Michael! Biggi ist verschwunden. Sie ist nicht im Zimmer!“ Michael sah seine Freundin entsetzt an. „Aber wo sollte sie hin?“ „Das Dach!“ Erschrocken fuhren die zwei Ärzte herum und starrten fassungslos auf Thomas. „Ich spüre es. Sie ist auf dem Dach.“ sprach er leise. Er schaute seine Kollegen kurz an und fiel dann wieder in Bewußtlosigkeit. Karin verstand überhaupt nichts mehr. Doch Michael packte sie an der Hand und rannte los.

Biggi hatte fast den Rand des Daches erreicht. Ihr war schwindelig und schlecht. Doch irgendwie schien ihr alles jetzt so einfach zu sein. Einen Schritt noch. Einen einzigen Schritt. Sie schaute den Abgrund hinab. Unten fuhr ein Krankenwagen lang, das Blaulicht blitzte unheimlich. Sonst war alles irgendwie still.

Karin und Michael rannten die schmale Treppe des Treppenhauses hoch. Noch drei Stockwerke. Hoffentlich war es nicht zu spät. Sie nahmen mehrere Stufen auf einmal, keuchten vor Anstrengung, aber sie rannten weiter.

Thomas schlug die Augen auf. Er spürte es ganz deutlich, dass Biggi auf dem Dach war und springen wollte. „Spring nicht Biggi. Bitte, spring nicht!“ Sein Mund formte lautlos immer wieder diese Worte.

Biggi wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie brauchte doch nur noch diesen einen Schritt gehen. Ein Schritt. „Spring nicht Biggi!“ Biggi drehte sich erschrocken rum. Sie zitterte am ganzen Körper. „Wer ist da?“ Fragte sie, doch es gab ihr niemand eine Antwort. Traurig wand sie sich wieder um und schaute hinunter.



„Bigggggiiii!“ Karin schrie, obwohl sie kaum noch bei Atem war. Ein Stockwerk noch. Hoffentlich war nichts zu spät. Hoffentlich hatte Thomas sich getäuscht und Biggi war vielleicht nur in die Cafeteria gegangen. Michael zog sie immer weiter mit sich. Eine vergitterte Glastür erschien in ihrem Blickfeld und schlug unter lautem Krachen auf und zu.

Biggi merkte, wie ihr ein Schwindelgefühl in den Kopf stieg. Bunte Punkte tanzten vor ihren Augen und alles begann sich zu drehen. „Was mache ich hier? Thomas? Mir ist…!“ Ihre wurde schwarz vor Augen, der Abgrund begann sich zu drehen. Sie wollte sich noch festhalten doch dann kippte sie um.

Michael und Karin hatten das Dach erreicht. Doch in der Dunkelheit konnten sie kaum etwas erkennen. Michael kniff die Augen zusammen und versuchte in der Schwärze etwas zu erkennen. „Da vorne!“ Er zeigte mit dem Finger auf einen Punkt irgendwo vor ihnen. Biggi lag auf dem rauhen Boden des Daches und rührte sich nicht. Karin kniete sich erschrocken neben sie und fühlte ihren Puls. „Sie lebt. Anscheinend hatte sie einen Kreislaufzusammenbruch. Der Schock und die ganze Aufregung waren zu viel für sie.“ Michael legte ihr seine Jacke um die Schultern und hob sie hoch. Dann trugen sie Biggi zurück auf ihre Station. Dort war man schon in heller Aufregung. Schnell wurde sie ärztlich versorgt und mit einer Spritze ruhig gestellt. Sie sollte schlafen und man wollte es vermeiden, dass sie wieder auf Wanderschaft ging. Karin ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. „Ich bleibe bei ihr, Michael! Gehe du zu Thomas und sag ihm, dass wir sie gefunden haben und es ihr gut geht.“ Michael nickte, schloß leise die Tür und verließ die Station. Thomas schien ihn auf der Intensivstation zu erwarten. Als er das Zimmer betrat, sah Thomas in bereits fragend an. „Du hattest Recht, Thomas. Sie war auf dem Dach!“ „Wie geht es ihr?“ Fragte er leise. „Sie schläft, aber sie wird sich morgen schon wieder besser fühlen. Vor allen Dingen, wenn sie weiß, dass es dir gut geht.“ Thomas sah Michael mit einem eigenartigen Blick an, so dass es Michael eiskalt den Rücken runter lief. „Ist alles in Ordnung mit dir. Du guckst so eigenartig.“ Thomas lächelte. „Eigentlich dürfte ich schon gar nicht mehr hier sein. Ich hatte nur noch ein bißchen Zeit bekommen wegen Biggi.“ Michael bekam eine Gänsehaut. „Was redest du da denn für einen Unsinn, Thomas.“ Thomas schüttelte den Kopf. „Keinen Unsinn, Michael. Ich muß dir noch etwas sagen. Paß bitte auf die Mädels auf. Jetzt haben sie gar keinen mehr…“ Michael wollte Thomas unterbrechen, doch Thomas hielt ihn mit einer Geste zurück. „Kümmere dich auch um Biggi. Sie soll mir bloß keinen Unsinn anstellen. Sie hat noch soviel vor sich. In meinem Kleiderschrank liegt eine kleine Kiste. Du weißt schon, die schwarze mit dem Schloß. Gebe sie bitte Biggi. Und sag ihr, dass ich auf sie aufpassen werde. Ich werde auf euch alle aufpassen. Das verspreche ich euch. Und jetzt mach es gut, Kumpel. Es wird Zeit.“ Thomas schloß lächelnd die Augen. „Thomas, hör auf solche makaberen Scherze zu machen.“ Das EKG- Gerät gab nur noch ein monotones Piepen von sich. Schwestern und Ärzte kamen in das Zimmer gestürzt. Michael stand nur da und konnte nichts tun. Er war doch Arzt, aber er stand wie angewurzelt neben dem Bett seines Freundes. Die Schwestern und Ärzte wuselt durch das Zimmer, hantierten mit Spritzen und Elektroschocks, doch nichts half. Thomas war tot. Er lag auf dem Bett, bleich im Gesicht, mit einem entspannten lächeln und war tot. „Es tut mir leid Herr Doktor Lüdwitz. Ihr Kollege hatte einen Herzstillstand. Wir konnten leider nichts mehr machen.“ Der leitende Arzt klopfte ihm mitleidig auf die Schulter und verließ dann das Zimmer. Das war doch alles nur ein böser Traum, oder! Michael versuchte auf zuwachen, doch nichts passierte. Das was er gerade erlebte war pure, grausame Realität. Apathisch verließ er das Zimmer und schlurfte den Gang hinunter. Er mußte Karin Bescheid sagen. Als er vor Biggis Zimmer angekommen war, klopfte er leise an und betrat den Raum. „Karin, kann ich dich mal kurz sprechen. Hier draussen!“ Karin stand skeptisch auf und verließ das Zimmer. Michael lehnte neben der Tür und Tränen liefen sein Gesicht hinunter. „Thomas ist tot. Er ist gerade eben gestorben!“ Karin schlug die Hände vor dem Mund zusammen und auch ihr schossen die Tränen in die Augen. „Nein. Wie konnte das passieren? Es war doch alles so gut verlaufen!“ „Er wußte, dass er sterben würde. Er hat es mir gesagt. „Ich werde auf euch aufpassen“ sagte er und dann starb er.“ Schluchzte Michael und fiel in die Arme von Karin. Wortlos hielten sie sich fest und ließen ihren Tränen freien Lauf. Heute war der schlimmste Tag ihres Lebens.



Zwei Wochen war es nun schon Herr, dass Thomas beerdigt wurde. Er hatte ein wunderschönes Grab auf dem Friedhof bekommen. Alles nahm seinen gewohnten Weg und jeder versuchte mit dem Tod von Thomas klar zu kommen. Den meisten gelang es, doch Biggi schien die ganze Fröhlichkeit aus dem Herzen gewichen zu sein. Sie war dünn geworden. Zwar flog sie immer noch genauso konzentriert ihre Einsätze wie früher, aber in den freien Minuten und Stunden des Tages saß sie apathisch an der Salzach und starrte auf das Wasser. Zuhause verließ sie kaum die Wohnung, tat nur das Nötigste und saß sonst nur rum und blätterte in alten Photoalben. Alle anderen aus dem Team machten sich große Sorgen, doch sie ließ keinen an sich ran. Es war wieder so ein Tag. Die B-Crew hatte die Spätschicht gehabt. Nach Dienstende war Biggi schweigend nachhause gefahren und hatte sich, ohne etwas zu Abend zu essen, in ihr Bett verkrochen. Eine bleierne Müdigkeit nahm von ihr Begriff und sie schlief fast augenblicklich ein. Mitten in der Nacht wurde sie jedoch wach, weil etwas in ihrem Wohnzimmer polterte. Gespannt lauschte sie in die Dunkelheit. Da war es wieder dieses Geräusch. So als ob jemand durch ihre Wohnung schlich. Müde schaute sie auf ihre Uhr. Kurz nach Zwölf. Sie wischte sich mit der Hand durch das Gesicht und stand dann leise auf. Biggi wunderte sich. Eigentlich müßte man jetzt doch Angst haben oder sich zumindest unwohl fühlen, doch da war nichts dergleichen. Lautlos öffnete sie die Tür, schlich durch den kleinen Korridor in das Wohnzimmer. Die konnte die Umrisse einer Gestalt erkennen. „Hallo? Wer sind sie, was wollen sie hier?“ Fragte Biggi laut. „Hallo Biggi!“ Biggi zuckte zusammen. Sie kannte die Stimme aber das konnte doch nicht sein. „Thomas? Du bist tot. Oh mein Gott. Jetzt habe ich auch noch Halluzinationen.“ Sie knipste die Deckenlampe an, in der Hoffnung, diese „Vision“ würde verschwinden. Doch wollte sie das überhaupt. Biggi kniff einen Moment geblendet die Augen zusammen. Als sie, sie öffnete stand Thomas an der gleichen Stelle und lächelte sie an. Zumindest lächelte dieses Etwas sie an. „Bist du ein….“ „Ein Engel? Bißchen altmodisch, aber so könnte man es ausdrücken, ja!“ Biggi schüttelte ungläubig den Kopf. Dieser „Engel“ sah genauso aus, wie sie Thomas kannte. Blaue Jeanshose, graues T-Shirt und seine so geliebte Lederjacke. Und dieses spitzbübische Grinsen, was er immer aufzulegen pflegte. Langsam ging sie auf ihn zu. „Was machst du hier?“ „Ich habe doch versprochen, dass ich auf euch aufpasse. Ich mache mir Sorgen. Sorgen um dich, meine Biggi!“ „Wenn du nicht gestorben wärst, dann bräuchtest du dir keine Sorgen um mich machen.“ schrie sie ihn an und brach wieder in Tränen aus. Thomas‘ Geist kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Hey. Ich habe mir die Situation nicht ausgesucht, Biggilein!“ Sie schniefte. „Ich weiß. Aber ich fühle mich so einsam. Ich vermisse dich so sehr. Wie soll es nur weiter gehen?“ „Du mußt weiterleben, Biggi. Es wartet noch ein so schönes langes Leben auf dich.“ „Hat der da oben dir das verraten.“ Thomas lachte. „Betriebsgeheimnis.“ Biggi sah ihn an. „Und was soll ich machen? Ich vermisse dich so tierisch. Und ich habe das Gefühl, dass du so weit weg bist!“ Thomas nahm sie bei der Hand und führte sie zu dem großen Wohnzimmerfenster. Er zeigte auf einen besonders hellen Stern der am Himmel stand. „So weit weg bin ich gar nicht. Glaub mir. Ich habe ein Auge auf euch. Und außerdem bin ich hier.“ Er legte die Hand auf Biggis Herz. „Ich kann dir vielleicht nicht antworten und du wirst mich nicht sehen können, wenn du mit mir sprichst. Aber solange du mich in deiner Erinnerung behältst, bin ich ganz nahe bei dir. Näher als ich es jetzt bin, nämlich in deinem Herzen.“ „Aber wieso bist jetzt hier? Wieso kann ich dich jetzt sehen, hören und fühlen?“ „Deine Trauer hätte dich aufgefressen und irgendwann wäre vor Kummer dein Herz gebrochen. Du bist aber für den Himmel noch lange nicht vorgesehen, also habe ich eine Art Ausnahmegenehmigung bekommen! Jetzt wird es aber Zeit für mich!“ Biggi hatte den Eindruck als ob Thomas sich langsam vor ihren Augen auflösen würde. „Bitte geh noch nicht. Ich habe noch eine Frage.“ Thomas stand wieder klar vor ihr. „Welche?“ „Hast du es wirklich ernst gemeint, dass du mich liebst?“ Thomas strich ihr zärtlich mit der Hand über ihr Gesicht. Es war ein unwirkliches Gefühl. Dann gab er ihr einen zärtlichen Kuß. „Ich habe es ernst gemeint, Biggi. Aber es wird wieder jemanden geben, der es ernst mit dir meint, mein Schatz!“ Er lächelte sie noch einmal an und verschwand dann in einem silbrig leuchtenden Licht.

Biggi schlug die Augen auf. „Oh mein Gott. Was habe ich da nur geträumt!“ Sie richtete sich auf und streckte sich ausgiebig. „Es war so real gewesen. Unglaublich!“ Sie schaute auf die Uhr. Fünf Uhr. „Eigentlich viel zu früh zum aufstehen.“ murmelte sie vor sich hin. Aber irgendwie fühlte sie sich heute munter. So munter wie schon lange nicht mehr. Sie hatte sogar das Gefühl, als ob eine riesige Last von ihr gefallen war. Sie mußte an Thomas denken. Zwar vermisste sie ihn immer noch, aber irgendwie war diese beißende, dunkle Trauer einem andern Gefühl gewichen. Sie konnte es nicht beschreiben. Hoffnung, Zuversicht. Sie wußte es nicht. Biggi schüttelte den Kopf. „Was so ein komischer Traum doch alles Bewirken kann.“ Sie stand auf und zog sich ihren Morgenmantel über. Dann ging sie in die Küche, kochte sich schnell einen Kaffee und ging in das Wohnzimmer. Andächtig blieb sie vor der Glasvitrine stehen und schaute auf die Photos. Auf einem Bild blieb ihr Blick hängen. Es zeigte Thomas und sie vor der BK. Sie nahm es aus in die Hand und schaute es an. Dabei fiel ihr Blick auf ihre eigene Hand. Es war ihr noch gar nicht aufgefallen, aber ein leichter silberner Glitter klebte ihr an den Fingern. Er war kaum sichtbar und wurde immer schwächer, bis er ganz verschwand. Plötzlich wußte sie, dass es kein Traum war. Sie wusste, dass Thomas bei ihr war und sie wusste, dass ihr Leben weiter gehen würde.

Als Karin auf die Basis gefahren kam war sie verwundert. Biggis Motorrad stand bereits auf dem Parkplatz. Biggi war seit Thomas‘ Beerdigung nicht mehr mit ihrer Maschine zur Arbeit gekommen. Neugierig ging sie in den Aufenthaltsraum, wo ihr schon herrlicher Kaffeeduft entgegen wehte. Biggi schaute um die Ecke. „Morgen Karin. Frischen Kaffee?“ „Ähm, gerne!“ Karin setzte sich auf das Sofa und schon kam Biggi mit zwei Tassen an. Sie sah ausgeschlafen aus. Ihre dunklen Augenringe waren verschwunden und ihre Lippen umspielte ein Lächeln. „Alles in Ordnung mit dir?“ Fragte Karin vorsichtig. „Ja. Mir geht es gut.“ „Ist irgendetwas passiert? Du bist so seltsam fröhlich wie du es seit dem….“ Sie sprach nicht weiter. Man hatte es tunlichst vermieden in Biggis Gegenwart von Thomas zu sprechen. „Wie ich es seit dem Unfall von Thomas und mir nicht mehr war.“ vervollständigte Biggi den Satz.

„Ich hatte heute Nacht einen Traum!“ Sie konnte schlecht sagen, dass es kein Traum war. „Ich weiß jetzt, dass es Thomas gut geht, und dass er immer bei mir, ähm bei euch natürlich auch, ist. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie hat mich das befreit.“ Sie lachte und schaute verstohlen nach oben, so als ob sie Thomas zeigen wollte, dass das Leben wirklich für sie weiter ging.
Medical
Medical
Sekretär/in

Anzahl der Beiträge : 3
Anmeldedatum : 19.06.10
Alter : 33
Ort : Pfaffenhofen/Ilm

Nach oben Nach unten

Storys Empty Re: Storys

Beitrag  Irene Mi Jul 28, 2010 8:51 pm

Tolle Story! Very Happy
Irene
Irene
Sanitäter/in

Anzahl der Beiträge : 16
Anmeldedatum : 12.05.10
Alter : 53
Ort : Baden-Württemberg

http://dierosenheimcops.phpbb8.de

Nach oben Nach unten

Storys Empty Re: Storys

Beitrag  MediFanJanina Do Jul 29, 2010 11:20 am

Super Story cheers flower
MediFanJanina
MediFanJanina
Notarzt/in

Anzahl der Beiträge : 35
Anmeldedatum : 09.05.10
Alter : 26
Ort : Berlin

http://eurovisionsongcontest2011.npage.de/

Nach oben Nach unten

Storys Empty Re: Storys

Beitrag  Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben


 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten